No Show? No Way!

Was wäre unsere Welt ohne all das Bunte, Vielfältige, Kreative und Außergewöhnliche?

Résumé und Ausblick von Björn Hanefeld (Geschäftsführender Gesellschafter) zur

SANOSTRA GmbH für Showinszenierungen

Es geht uns mit unserer Firma genauso, wie sicherlich vielen, die im Bereich der Showproduktion mit künstlerischen Inszenierungen tätig sind.

Seit März letzten Jahres steht das Telefon still. Anfragen bleiben aus. Durch die meisten Corona-Hilfen fallen wir als GmbH durch. Unsere überwiegenden Einkünfte, die wir mit internationalen Shows erzielt haben, wurden bei den November- und Dezemberhilfen des letzten Jahres nicht anerkannt, weil sie aus dem Ausland generiert wurden. Zu verstehen ist das nicht, da wir diese Einkünfte in Deutschland versteuert haben. Zudem wurde uns als Unternehmen das Wahlrecht, 1/12 des Jahresgehalts als Grundlage des Umsatzes anzurechnen, nicht gewährt. Dieses gilt nur für Solo-Selbständige.

Meine Geschäftspartnerin und ich leiten unsere Firma seit über 15 Jahren als Geschäftsführende Gesellschafter. Unsere Gehälter sind bei den Überbrückungshilfen explizit ausgeschlossen worden. Der anrechenbare „fiktive Unternehmerlohn“, der mittlerweile bei entsprechenden Anträgen geltend gemacht werden kann, gilt für „Geschäftsführende Gesellschafter“ nicht. Den Grund dafür konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Da wir uns mit jeweils 50% Stimmanteil auch nicht selbst in Kurzarbeit schicken können, wurde uns offeriert, dass für uns persönlich die einzige Möglichkeit der Unterstützung in der Hartz IV Grundsicherung besteht.

Schließungen von öffentlichen Bühnen und Theatern haben in der Presse viel Aufsehen erregt und viel Berichterstattung erfahren. „Kunst und Kultur müssen erhalten bleiben und gefördert werden“, wird mittlerweile vielfach ausgerufen. Ich höre hier oft von Beträgen von zahlreichen Millionen, die als Förderung unter anderem unter dem Titel „Neustart Kultur“ bereitgestellt werden. Doch gilt das auch für die Firmen in der Veranstaltungswirtschaft, die über Jahre viel Umsatz gemacht haben, und damit auch in den Steuertopf, aus dem nun mit großen Händen ausgeschüttet wird, eingezahlt haben?

Als „GmbH für Showinszenierungen“, die seit langer Zeit für Firmenevents und Großveranstaltungen tätig war, haben wir im letzten Jahr gerade mal eine Förderausschreibung gefunden, in der wir antragsberechtigt waren. Wir haben hierfür wochenlang eine aus unserer Sicht vielversprechende Idee ausgearbeitet, wie Publikum besonders während Pandemie-Maßnahmen auf neuem Weg in digitalem Raum erreicht werden kann. Den Antrag haben wir nach bestem Gewissen akribisch erstellt und voller Hoffnung in der Förderkategorie #TakePart eingereicht. Es hat dann über zwei Monate gedauert, um letztendlich vom „Fond Darstellende Künste“ eine Absage ohne Begründung zu erhalten.

Um als Firma und persönlich zu überleben, haben wir einen KFW Kredit aufgenommen, der ab September dieses Jahres über 5 Jahre wieder abgezahlt werden muss. Wie wir das bewerkstelligen sollen, gerade im Hinblick auf die Option irgendwann doch Hartz IV beantragen zu müssen, ist uns noch nicht klar. Wir leben nun seit einem Jahr von dem Kredit und fühlen uns als jahrelange gute Steuerzahler im Stich gelassen. Da wir außer geringen Förderbeiträgen der Soforthilfe und Überbrückungshilfen zur anteiligen Erstattung der Betriebskosten keine Einkünfte erzielen konnten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wenn es so weiter geht, wir über kurz oder lang eine „bilanzierte“ Insolvenz erleiden.

Die Eventbranche steht, abgesehen von virtuellen Formaten, nun fast schon ein ganzes Jahr aufgrund des Veranstaltungsverbots überwiegend still. Es wurden im Hintergrund viele tolle Ideen gesponnen, alternative Lösungsvorschläge für Veranstaltungen konzeptioniert, aber leider oft aus bürokratischen Verwaltungsgründen nicht genehmigt und abgelehnt. Wann Veranstaltungen wieder stattfinden dürfen, ist nicht klar. Derzeit ist sogar von einer Verlängerung des „Lockdowns“ die Rede, was aufgrund der pandemischen Lage auch zu verstehen ist.

Wenn wir als viele kleine und mittelständische Unternehmen aber keine Steuern mehr zahlen können, fragt es sich, wer die Staatskassen wieder auffüllt, wenn reichere Mitbürger sich hier nicht solidarisch zeigen und stärker besteuert werden. Wie soll unsere Zukunft aussehen, wenn wir und viele andere der kleinen und mittelständischen Unternehmer von Grundsicherung leben? Wir wollen weiter produktiv sein und unseren gesellschaftlichen Beitrag leisten!

Doch wir fallen als „Produktionsgesellschaft für Showinszenierungen“, die im Eventbereich tätig war, anscheinend durch das Raster der kulturellen Hilfen. Ich habe jetzt erst verstanden, dass unsere Tätigkeit nicht als „Kunst“ und „Kultur“ anerkannt wird, da wir der „Veranstaltungswirtschaft“ zugeordnet werden. Daher sind wir bei der Vergabe der Mittel aus Sicht derjenigen, die diese Mittel zur Kunstförderung zu verwalten haben, anscheinend nicht förderungswürdig.

Wir, für unseren Teil, glauben aber noch stets an die Kraft und Faszination der Shows, wie wir sie erfolgreich über viele Jahre hinweg inszeniert haben. Wir möchten die Qualität und Vielfältigkeit der Darbietungen weiter sichtbar machen. Unser Ziel war und ist es, Zuschauer:innen zu begeistern, sie weg vom Alltäglichen in eine andere Welt zu entführen.

Wir haben daher nun Initiative ergriffen und mit viel Leidenschaft ein soziales Video-Portal für darstellende Bewegungskunst namens #SHAREYOURSHOW ins Leben gerufen. Bewegungskünstler:innen und kreative Sportler:innen haben hier die Möglichkeit, ihre Performances online zu präsentieren. Da unser Förderantrag hierfür vom „Fonds Darstellende Künste“, wie bereits oben erwähnt, nicht bewilligt wurde, haben wir die Finanzierung aus den Mitteln unseres Firmenkredits gestemmt.

Unser neues Projekt basiert auf Solidarität. Wir wollen hiermit Perspektiven für unsere Szene schaffen sowie unser aller Gemeinschaftsgefühl stärken. Gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, wo fast alle überwiegend zu Hause sind, möchten wir diese sehenswerten und spannenden Showdarbietungen vielen Menschen zugänglich machen.

Hierfür benötigen wir dringend Unterstützung. #SHAREYOURSHOW basiert derzeit auf der Grundlage, dass User der Website für die Künstler:innen und für die Bereitstellung der Plattform spenden können. Das wird aber voraussichtlich allein nicht reichen. Daher sind wir besonders darauf angewiesen, Förderer und Sponsoren für unsere Projektfinanzierung zu gewinnen.

Schaut euch unser Projekt an, lasst euch inspirieren und teilt unsere Idee!

https://shareyourshow.online